Interview mit Martin Grube 2021

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Jul 21, 2021
Martin Grube mit seiner Frau Alice

Martin Grube und seine Frau Alice sind Missionare in Guinea. Dort haben sie in der Vergangenheit Gemeinden und Schulen gebaut. Trotz der Herausforderungen ihrer Arbeit sind sie nach wie vor leidenschaftlich für Gottes Reich und nehmen positiven Einfluss auf das Leben der Menschen um sie herum. Am 1. August wird Martin in der Familienkirche zu Gast sein und in Wuppertal, Hilden und Solingen zu hören und zu sehen sein. Im Vorfeld haben wir bereits ein Interview mit ihm geführt, dass du hier nachlesen kannst:

Hallo Martin. Die ganze Welt geht ja gerade durch eine spannende Zeit. Wie geht es euch in Guinea, wo wart ihr herausgefordert? Du selbst hattest Corona und das in einem Land ohne die medizinische Versorgung, wie wir sie in Deutschland haben. Wie war das für dich?

Die letzten Monate waren ja nirgends auf der Welt entspannt. Ich bin tatsächlich massiv erkrankt, ich lag 3 Wochen komplett flach. Das war meine schlimmste Krankheit bis heute. Erst dachte ich, es wäre Malaria, dann wurde es aber nicht besser und es wurde klar, dass es auch Corona ist. Allerdings habe ich einen Arzt in der Gemeinde, der sich selbstverständlich um seinen Pastor kümmert. Der war dann 3-Mal am Tag da und hat mich versorgt. Afrika ist zwar immer anders als Deutschland, mit einem Krankenhaus in Deutschland war es nicht zu vergleichen, aber der Unterschied ist trotzdem nicht immer negativ. Im Dezember gab es noch eine weitere Ebola Welle, das konnte aber schnell eingedämmt werden. Insgesamt war Afrika durch Ebola 2014-2016 mit einer Infrastruktur gegen Infektionskrankheiten ziemlich gut vorbereitet. Schulen, Moscheen und Kirchen wurden zwar wegen Covid für 3 Monate geschlossen, aber durch unser starkes Kleingruppensystem hat uns das nicht so sehr eingeschränkt, Gruppen von bis zu 20 Leuten haben sich einfach 3 anstatt 2-Mal die Woche getroffen. Corona bedeutete also mehr Verantwortung für unsere Kleingruppenleiter, die waren aber mit einem System gut geschult. Afrikaner sind durch Corona auch grundsätzlich nicht so betroffen wie Menschen anderer Kontinente. Woran das liegt, weiß man nicht genau. Gefährlicher war für uns die Wiederwahl des Präsidenten, nach der Wahllokale angezündet und Kirchen angegriffen wurden. Wenn du Schüsse auf der Straße hörst, brauchst du keine Ausgangssperre, um dich fürs drinnen bleiben zu entscheiden (lacht).

Wow, das klingt spannend, auch wenn Corona nicht alleine für Herausforderung gesorgt hat. Du hast ja in einem Brief an uns Motorräder erwähnt, die ihr für eure Kleingruppenarbeit anschaffen wollt. Bemerkenswert war für uns, dass dein Brief nicht nach Not klang, sondern irgendwie tiefenentspannt. Wie geht das inmitten verrücktester Umstände?

Ja, entspannt sind wir schon. Wenn man sich wegen allem verrückt macht, dreht man durch in der Mission. In Afrika ist eine Glaubenshaltung in diesem Beruf sogar unabdingbar. Allein nächste Woche steht ein neues Bauprojekt in Kubia an, ich muss in Conakry einen Reisepass für Ferdinand abholen und meine Frau ins 3 Autostunden entfernte Mamu bringen. Alles zu tun ist schlicht unmöglich, also ist die einzige Lösung: Keine Sorgen machen, und dann eins nach dem anderem. Schritt für Schritt geht es dann vorwärts. Die Motorräder sorgen übrigens mehr und mehr dafür, dass die Kleingruppenarbeit in schwerer zu erreichenden Dörfern wächst.

Bei all den Dingen, auf die man seinen Fokus richten könnte, auf was konzentrierst du dich, wenn du in schlimmen Umständen bist?

Mit Angst und Sorgen hältst du das nicht aus, das ist also nicht meine Reaktion. Ich merke auch, wie Gott eine gewisse Gnade schenkt. In den Ausnahmesituationen merkst du, dass wie im Alten Testament der Geist über dich kommt und dann siehst du die Dinge anders. Auf einmal hast du die Frage im Kopf: "Hat jeder hier sein Leben Jesus gegeben?". In den schlimmsten Situationen lenkt Gott den Blick auf das Wesentliche.  

Das klingt nach einer Haltung und einem Blick, den wir durchaus auch hier gebrauchen könnten. Für was dürfen wir beten, Martin?

Ende Juli wollten wir wieder nach Deutschland kommen. Dafür sollte das Bauprojekt in Kubia am besten abgeschlossen sein. Dafür dürft ihr gerne beten, sonst einfach für unsere Arbeit in der Schule und die Bekehrung von den Moslems in unserer Umgebung.  

Das machen wir! Danke für deine Zeit und den Einblick Martin.